Ostern
Bildbetrachtung
Zwei Männer sitzen bei Brot und Wein am Tisch, gedeckt ist aber für drei. Da wo der Dritte sitzen sollte, sehen wir nur ein helles Leuchten. Wir wissen, welche Szene hier der Maler einfing: Als die Emmausjünger am Ziel angekommen Jesus endlich erkannten: „Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn; und er verschwand vor ihnen.“ (Lk 24,31)
Und nicht nur erkannten die beiden Jünger ihren Herrn, in diesem Moment der Erkenntnis begriffen sie die Schrift, die von ihm redete. Die entsprechenden Texte sehen wir auf dem Bild:
Jes 53,5 „…um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen…“.
Und sie verstanden seine Worte, die er auf dem Weg nach Emmaus zu ihnen sagte: „Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ (Lk 24,26)
Die dritte Schrift ist uns nicht geläufig, sie ist ein Zitat Platons, den die Kirchenväter (!) und auch unser Maler zu den Propheten zählte: „…dass der Gerechte gefesselt, gegeisselt, gefoltert, geblendet an beiden Augen werden wird, und zuletzt, nachdem er alles mögliche Übel erduldet, wird er noch gekreuzigt werden…“ (Platon, Politeia, 361e-362a).
Der Rabbi war tot, gekreuzigt von Römern und Juden gleichermassen, er lag in der Dunkelheit des Grabes. Von dort ist noch nie einer zurück gekommen. Das Licht erloschen, die Zukunft gestohlen. Was soll werden? War alles umsonst? Sind seine Worte nur Schall und Rauch, verpufft in Hoffnungslosigkeit und Todesschatten?
Aber nach der Wanderung in der Dunkelheit sind die beiden Jünger angekommen. Sie durften das Licht der Erkenntnis sehen. Er lebt! Hoffnung ist geboren, Gott sorgt für das Leben. Am ersten Ostermorgen dürfen sie Gottes Schabbat entgegen nehmen und beten: „ Gelobt seist du, Herr, unser Gott, Weltenherrscher, der die Frucht des Weinstocks erschafft …, der das Brot aus der Erde hervorbringt.“
Brot und Wein, Symbole des Opfers, des Bundes, des Friedens mit Gott, des Lebens aus dem Tod.
Frohe Ostern! Er ist auferstanden!