Viele haben bei ihrer kirchlichen Hochzeit den Text (oder Teil davon) aus 1. Kor 13 gehört oder gepredigt bekommen - das Hohelied der Liebe.
Ich denke, dass „Liebe“ oftmals falsch verstanden wird - auch zunehmend von Christen. Heute möchte ich einen Aspekt dieses Textes herausnehmen und separat betrachten. Hiebei lässt sich das Missverständnis besonders gut zeigen.
„…sie [die Liebe] freut sich nicht an der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;…“
1. Kor 13,6a
Klar nimmt man sich nicht vor, zukünftig den Ehepartner anzulügen. Aber mal Hand aufs Herz: Wie schnell geschah dies bei Dir? Wir lügen alle, auch gegenüber den Menschen, die wir am meisten lieben. Die Bibel ist da aber ganz klar: Wenn etwas nicht wahr ist, ist es Lüge. Es gibt keine Halbwahrheiten, Viertellügen, Notlügen oder Fastwahrheiten. Dazu ein Zitat:
„Die Wahrheit ist eins.Sie ist nicht geteilt, so dass man von Wahrheiten sprechen müsste. Die Wahrheit hält zusammen. Daher gibt es kein Stück Wahrheit, das nicht mit jedem anderen Stück Wahrheit verbunden ist. Alle Dinge, die wahr sind, sind Teil der Wahrheit und stehen in einer angemessenen und unausweichlichen Beziehung zu Gott, der selbst die Wahrheit ist.“ James Montgomery Boice (1938-2000)
Kurz gesagt: Wer in der Wahrheit Gottes lebt oder leben will, kann nicht mit einer Lüge/Halbwahrheit kokettieren oder leben, auch wenn es bequem ist.
Gemäss Röm 3,4 (und drum herum) geht es zuerst um die Gerechtigkeit, und damit um die Wahrheit, bzw. Realität (ja, Gott erklärt uns, wie die Welt ist).
Wenn ein Mann sagt, er sei eine Frau, entspricht das schlicht nicht der Realität - es ist unwahr. Er kann sich zwar so fühlen, aber das ändert nichts an seiner Genetik. Wenn er nun verlangt, dass man aber Rücksicht auf seine Gefühle nimmt, aus (vermeintlichem) Respekt, (vermeintlicher) Empathie, (vermeintliche oder vermeintlich christliche Nächsten-) Liebe, ändert das auch nichts an den Tatsachen, selbst wenn sich die Menschen um ihn herum sich an seinen Wunsch halten - oder auch nicht. Das einzige, was er erreicht, ist dass nicht mehr darüber gesprochen wird. Sein Problem, seine Gefühle, seine Realitätsferne dürfen nicht mehr angesprochen werden. Wenn ich nun als Christ diesem Wunsch entspreche, verleugne ich die Realität, und somit die Wahrheit, und versündige mich gegen Gott. Dasselbe bei Menschen mit homosexuellen Neigungen, die sich Christen nennen. Handeln sie gemäss ihren Neigungen, ihren Gefühlen, werden sie sich gegen Gott versündigen. Und dabei sollen wir, als ihre Geschwister in Christus, sie dabei auch noch ermutigen, oder zumindest in Ruhe lassen? Liebe heisst, Toleranz/Akzeptanz zu üben? Das wird zumindest dauernd behauptet. Aber ehrlich, nichts ist ferner. Liebe will das Beste für den Andern. Und es ist das Beste, meinen Bruder, meine Schwester ein sündiges Leben führen zu lassen, ohne etwas zu sagen? Sollen sie keine Chance auf Busse und Umkehr bekommen?
Dasselbe gilt auch im Umgang in der Familie, bei der Erziehung der Kinder, Ermahnung/Ermunterung von Geschwistern in der Gemeinde. Und nicht zuletzt auch in der Evangelisation.
Wenn wir unseren Kindern nicht die Wahrheit sagen, belasten wir sie mit Lügen, die zu für sie zu „Lebenswahrheiten“ werden, aber eigentlich Lebenslügen sind.
Wenn wir unseren Glaubensgeschwistern nicht die Wahrheit sagen, wenn sie sich auf sündigen Pfaden bewegen, so lassen wir sie genau da, in Sünde. Sind wir uns bewusst, was das bedeutet? Zudem haben wir den biblischen Auftrag dazu (1. Thess 5,11; Kol 3,16; Heb 3,13; etc).
Wenn wir in der Evangelisation aus falscher Rücksichtnahme (und natürlich auch Angst) den Menschen nicht erklären, wer Gott ist und was Sünde ist, bleiben sie verloren. Entweder sie spüren, dass hier was nicht stimmt und gehen auf Distanz, oder sie werden falsche Konvertiten, die zwar einen Weg gehen, der christlich aussieht, es aber nicht ist.
Wenn wir uns nicht an die Wahrheit halten, versündigen wir uns doppelt. Erstens, weil Gott ein Gott der Wahrheit ist, und zweitens, weil in vielen Fällen Zustimmung und Rücksichtnahme auf Gefühle oder Empathie zum Befinden keine Liebe ist. Nur die Wahrheit ist Liebe. Und sie zu sagen und Liebe zu üben tut manchmal verflixt weh, und braucht Mut. Das ist mit ein Grund, warum wir nur ungerne jemandem mit der Wahrheit dienen. Doch biblische Liebe ist so: Die Wahrheit zu sagen, zu lieben, auch wenn man sein Ansehen riskiert, seine Beliebtheit verlieren oder sogar die Person vielleicht ganz verlieren könnte. Das ist hart (grad auch als Eltern). Nach meiner persönlichen Erfahrung aber extrem fruchtbar und segensreich. Darum bin ich auch nur sehr bedingt politisch korrekt. Lieber die Wahrheit, und damit dem anderen auch eine Chance geben, aus seinen Problemen herauszufinden, oder sich zu verbessern, oder gesund zu werden, oder Gott zu finden. Das kann nur die Wahrheit - in Liebe.